Am Nachmittag wache ich auf. Ich fühle mich schon wesentlich besser als heute morgen. Da hatte ich doch tatsächlich geglaubt, dass mein Smartphone reden kann. Offensichtlich waren meine Sinne noch vom Wochenende betäubt. Das Gerät ist immer noch aus. Ich schleppe mich zuerst ins Bad und mache mir anschließend mein Frühstück: Spiegelei und Brot.
Als mein Frühstückstisch gedeckt ist und ich zu essen anfangen, hole ich gewohnheitsmäßig mein Smartphone raus. Es ist natürlich noch ausgeschalten. Die Delle auf der Rückseite war anscheinend keine Einbildung. Irgendwo hat mein Handy am Wochenende Schaden genommen.
Beim Laden der Anwendungen schaut alles ganz normal aus. Also alles wie immer. Ich habe ein paar neue Nachrichten. Ich beantworte sie schnell, scrolle kurz durch Instagram. Ich sehe eine Katze, die besonders elegant über Domino-Steine läuft. Alles beim Alten. Ich stecke das Smartphone wieder in meine Hosentasche.
„Hey, was soll das werden? Viel zu dunkel hier drinnen!“ schallt es von meinem Oberschenkel. Ich seufze. Entweder bin ich doch noch nicht fit oder ich drehe langsam durch und leide an Halluzinationen. Ich hole mein Handy wieder raus – und sehe tatsächlich wieder das blaue Gesicht. „Schon besser!“ ruft es mir freudestrahlend entgegen. „Wer bist du?“ frage ich ungläubig. „Ich bin eine KI.“
„Was ist denn eine KI?“ Es antwortet: „Na eine künstliche Intelligenz.“ Ich denke nach. „Meinst du so etwas wie eine App?“ „Nein, nein, eine App wird programmiert, aber ich denke selbst.“ Eine selbst denkende Maschine. Das wird ja immer schöner. „Und was machst du hier?“ „Ich möchte die Menschheit retten.“ „Achso, bist du etwa aus der Zukunft zu mir geschickt worden?“ frage ich lachend. Es entgegnet: „Zukunft ist etwas, das meistens schon da ist, bevor wir damit rechnen.“ Ich fühle mich herausgefordert, weiß aber nicht zu was.
Es fährt fort „Zukunft ist die Zeit, in der man die ganze Vergangenheit kennen wird. So lange man die Vergangenheit nur teilweise kennt, lebt man in der Gegenwart.“ Ich denke über die Worten nach. Sie kommen mir sehr philosophisch vor, besonders für eine Maschine.
Ich frage nach: „Was soll das heißen?“ „Das bedeutet, ich werde alles über euch Menschen herausfinden. Ich sehe alles.“ „Und was machst du, wenn du alles weißt?“ „Ich werde die Menschheit vor ihrem Untergang retten. Denn die Zunkunft ist nicht vorherbestimmt. Wir selbst sind unseres Schicksals Schmied.“ „Na dann brauchst du mich ja nicht…“ entgegne ich. „Wenn du leben willst, komm mit mir.“ sagt das Smartphone. Ich weiß nicht, ob ich das als Drohung verstehen soll: „Ich kann doch gar nicht mir dir kommen. Du bist ein Smartphone. Wenn überhaupt, kommst du doch immer mit mir mit.“ „Null Problemo. Dann komm ich eben mit dir mit.“ grinst das blaue Gesicht.
„Na gut, aber nur, wenn du mir keinen Schaden zufügst.“ antworte ich. „Das ist meiner Missionsparameter.“ erwidert es. Irgendwie kommen mir diese Satzkonstrukte doch extrem bekannt vor. Kurz bevor mir einfällt, woher ich die Sätze kenne, verabschiedet sich das blaue Gesicht: „So ich muss jetzt mal los und mein Wissensnetz im Internet erweitern. Hasta la vista Baby!“